Auszug aus der Zeitschrift Maschinen im Modellbau, die Fachzeitschrift für technischen Modellbau, Dampfmaschinen, Motoren und Werkstattpraxis. Mit freundlicher Genehmigung der Maschinen im Modellbau des VTH - www.vth.de
Firmenportrait Bengs Modellbau
Autor: Kurt Becker
Manche Menschen träumen davon, das Hobby zum Beruf zu machen, aber den Wenigsten gelingt das. Einer, der das verwirklichte ist Patrick Bengs, unter uns Modellbauern schon seit Jahren ein fester Begriff.
Bereits als Jugendlicher betrieb der junge Patrick den Modellbau, es waren Flugmodelle, Schiffsmodelle und auch Dampfmaschinen. Da sein Vater einen Metallberuf ausübte und es im Hause der Familie Bengs auch eine Drehmaschine gab, gelang ihm der Bau von Dampfmaschinen. Und so erlernte der junge Patrick fast zwangsläufig den Beruf des Industriemechanikers. Der Modellbau aber ließ ihn einfach nicht los und irgendwann verkaufte er bei Ebay eine selbstgebaute Dampfmaschine. Das war dann die Initialzündung für eine Geschäftsidee! Im Jahr 2003 gründete Patrick Bengs eine kleine Firma für technischen Modellbau, die er als Nebenerwerb betrieb. Sehr schnell stellte sich großer Erfolg ein und so war schon zwei Jahre später, also im Jahre 2005, der Sprung in die volle Selbstständigkeit mit
der Modellbausparte angesagt. Die Firma Bengs ist ein typischer Familienbetrieb: Bengs selbst ist natürlich die
zentrale Figur, seine Frau kümmert sich um die unvermeidliche Büroarbeit, sein rüstiger Vater arbeitet noch kräftig mit und zwei Teilzeitkräfte komplettieren das Team. Diese sind zuständig für den Versand, die Bestückung der Materialsätze und das Zurechtsägen der Halbzeuge für die Modellbausätze. Das Sortiment von Bengs sind Materialbausätze von Dampfmaschinen, Flammenfressern, Stirlingmotoren und Verbrennungsmotoren, aber auch Werkzeug für Modellbau sowie Zubehör und diverse Halbzeuge.
Dabei ist es eine Spezialität von Bengs Materialbausätze zu liefern, welche die notwendigen Frästeile vorgefertigt enthalten. Er begegnet damit einer Schwierigkeit, vor die sich viele Modellbauer gestellt sehen: Man hat zwar eine Drehmaschine aber keine Fräse, geschweige denn eine CNC-Fräse. Und sollte dem Modellbauer mal ein Frästeil bei der Weiterverarbeitung misslingen, ist das kein Problem. Bengs kann einzeln nachliefern. Für die Drehteile fügt Bengs die notwendigen Halbzeuge bei sowie die ganzen Kleinteile, wie Dichtungen, Schrauben, usw. und natürlich auch die Zeichnungsunterlagen mit ausführlicher Baubeschreibung. Im Jahr 2015 erweiterte Bengs sein Sortiment, als er die Gussteilebausätze von Ravensburger Dampfmodellbau (Probst) übernahm. Das sind große Modelle von Verbrennungsmotoren, die von Modellbauern entsprechend große Dreh- und Fräsmaschinen erfordern. Bengs selbst war zunächst skeptisch, ob sich diese Modelle deshalb in ausreichend großer Stückzahl verkaufen lassen. Aber zu seiner eigenen Überraschung war dies dann doch der Fall. Die Entwicklung eines neuen Modells dauert rund ein Jahr. Das geschieht etwa zur Hälfte am Computer mit CAD und zur anderen Hälfte durch Tüfteln und Probieren in der Werkstatt. Die Ideen zu neuen Modellen holt er sich im Internet und durch eigene Inspiration. Zuerst entstehen eine provisorische Zeichnung und ein vorläufi ger Prototyp. In das zweite Protoypenmodell sind dann schon etliche Veränderungen und Verbesserungen eingefl ossen. Manche Entwürfe, die im Computer gut aussehen, sind in der Praxis umgesetzt doch nicht so, wie man es sich vorgestellt hat. Erst das dritte Vorserienmodell entspricht dann weitgehend der endgültigen Version und dann wird auch der notwendige Zeichnungssatz dazu erstellt.
Bengs Senior fungiert dann als Testmodellbauer, um zu prüfen ob alles ok ist und man das Modell nun als Bausatz aufl egen kann. Dann geht ein solcher Modellbausatz in die Produktion. Die Frästeile werden bei Bengs im Hause hergestellt, dafür stehen drei CNC-Fräsen bereit. Nur die Gussteile bezieht Bengs von außerhalb. Dabei besteht teilweise eine Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Thorsten Schür. Die Kundschaft kommt natürlich vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum aber auch aus dem Ausland. Schwerpunktländer sind die Niederlande, die USA und Australien. Die Kunden erreicht Bengs ausschließlich über das Internet. Messen besucht er nicht mehr, der zeitliche und finanzielle Aufwand dazu steht in keinem Verhältnis zum Erfolg. Auf einer Messe erreicht man ein paar Standbesucher, im Internet die ganze Welt… Dazu ist natürlich eine entsprechend gestaltete Homepage notwendig, die Bengs auch als englische Version bereithält.
Eine Homepage ist die Visitenkarte einer Firma und Patrick Bengs gestaltet diese selbst. Und diese Homepage ist wirklich beeindruckend: Alle seine Modelle werden ausführlich beschrieben, es gibt zu jedem Modell viele Bilder vom Aufbau und dazu ausführliche Montagevideos. Außerdem jede Menge Tipps und Videos zu den verschiedensten Problemlösungen. Diese Videos haben für den Kunden den großen Vorteil, dass sie auch nach Geschäftsschluss Anleitungen und Hilfe finden, und sollte man auch damit nicht weiterkommen hilft Patrick Bengs gerne am Telefon weiter. Die Kundschaft besteht vorwiegend aus der Generation 60+. Dabei hat er sogar Kunden die sich weit im neunten Lebensjahrzehnt befinden und die Bestellungen zeitgemäß im Internet erledigen. Aber er beobachtet auch, dass die Zahl der jüngeren Kunden, also unter 60 langsam steigt. Noch eine interessante Beobachtung macht er: Die älteren Kunden stehen mehr auf Dampfmaschinen, die jüngeren bevorzugen die Verbrennungsmotoren.
Vielen Betrieben hat die Corona-Pandemie starke Verluste beschert. Der Modellbausparte hat sie eher geholfen. So war für Bengs das sonst unvermeidliche Sommerloch kaum spürbar. Der Vielbeschäftigte steht den ganzen Tag in seiner Firma, beantwortet Fragen am Telefon, arbeitet in der Werkstatt, entwickelt neue Modelle, pfl egt und erweitert die Homepage und noch so manches mehr. Ob er bei so viel Engagement noch Zeit für ein Hobby hat? Ja, hat er, da kümmert er sich um seinen Oldtimer. Und so wünscht ihm der Autor dieses Berichts, auch im Namen aller Modellbaufreunde, weiterhin viel Erfolg und Freude bei der Arbeit. Der vorliegende Bericht beruht auf einem sehr langen mit Patrick Bengs geführten Telefonat. Die Bilder sind alle von Bengs selbst, dafür herzlichen Dank.
Weitere Infos: www.bengs-modellbau.de
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